Gebt Credits!

Ich bin heute auf Instagram auf einen Beitrag von radicalandsoft aufmerksam geworden, in dem sie folgende Frage stellt:"Lasst uns darüber sprechen, wie es sein kann, dass Unternehmen sich einfach so die Arbeit zweier Aktivistinnen aneignen können und dafür auch noch abgefeiert werden?"

 

Jeder, der nur n klitzekleines bisschen mit Feminismus in Berührung kam, selbst wenns unfreiwillig war, stieß auf den Begriff "Tamponsteuer" oder "Luxussteuer". Falls ich Dein Gedächtnis etwas auffrischen muss:

Personen, die Menstruieren, nutzen in den meisten Fällen (außer Free bleederinnen) Hygieneartikel wie Tampons und Binden. Für das Zeug muss man ohnehin schon ordentlich Zaster da lassen. Darüber hinaus wurde aber auch noch der Regelsteuersatz von 19 % drauf gepackt. Wohingegen die meisten anderen Produkte nur mit 7 % besteuert werden. Aus dem ganz einfachen Grund, um Menschen beim Kauf von Waren des täglichen Bedarfs zu entlasten. Und hier kamen Nanna-Josephine Roloff & Yasemin Kotra ins Spiel. Sie starteten am 8.3.2018, am Weltfrauentag, im Rahmen einer Kampagne eine Petition Namens "Die Periode ist kein Luxus" und forderten, die "Luxus"steuer zu senken. Mit Erfolg! Am 7.11.2019 beschloss der Finanzausschuss des Bundestags die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7 %. Am 1.Januar 2020 trat diese Regelung in Kraft.

 

Allerdings grätschte ein vermeintlich feministisches Start-up Unternehmen Namens Einhorn in Zusammenarbeit mit NEON dazwischen, startete kurz vor Abschluss der Kampagne parallel eine eigene Petition und heimste den Erfolg als den ihren ein. Selbst Lena Meyer-Landrut wurde dafür rekrutiert und erzählte kürzlich bei einem Privatsender, wie das Unternehmen für diesen Erfolg verantwortlich sei.

Bei Lena Meyer-Landrut kann ich noch glauben, dass ihr dieses Vorgehen nicht bewusst war. Beim Startup-Unternehmen und NEON glaube ich das allerdings nicht. 

Nanna-Josephine Roloff schrieb auf ihrem Instagram-Account (deern_) dazu folgende Gedanken auf:

 

"You’re toxic and you know it.

Kennt ihr dieses Gefühl wenn Wunden wieder aufreißen? Wenn die Heilung gerade so weit ist, dass es nicht von alleine wieder blutet? Und dann stößt man sich und es blutet wieder. Stärker und schmerzhafter als die letzten Male die man selbst noch ein wenig dran rumgegnibbelt hat. Aus diesen Wunden werden die größten Narben. Die, die ein Leben lang sichtbar sein werden. Egal wieviel Bepanthen man draufschmiert.

Meine Wunde bricht regelmäßig wieder auf. Die Wunde, die ich die letzten acht Monate geleckt habe, weil sie immer wieder geblutet hat. Immer wieder, aber die letzten Wochen immer weniger. Ich war weitergezogen. Ich hatte vergeben. Ich hatte vergessen.

Und plötzlich ist sie wieder offen. Klafft da wo vorher etwas Neues gewachsen war. Brennt. Juckt. Wütet. Eine Minute, zwei Menschen, drei Sätze hat es gebraucht um mich zu zerreißen. Ein Video voller Schamlosigkeit, Respektlosigkeit und Dreistigkeit.

Ich werde lernen damit zu leben. Ich werde lernen mich davon nicht triggern zu lassen. Ich werde wirklich heilen. Irgendwann. Aber nicht heute. Heute tut es einfach nur weh."

 

 

Bildungsarbeit, Aufklärungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit...dahinter steckt unheimlich viel Herzblut, Zeit, Geduld, Stärke, meistens eine eigene Geschichte und es ist mühselig, weil man meist gegen Windmühlen ankämpft. Außerdem ist es in den allermeisten Fällen unbezahlt. 

Aber was man für diese tollen Menschen machen kann, ist ihnen die Aufmerksamkeit und Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Egal, was ihr so lest, seht und hört. Wenn ihr es gut findet und es weiterverbreiten wollt, teilt es mit dem Vermerk der Quelle, damit die Reichweite auch da ankommt, wo sie hingehört. Oder habt selbst etwas eigenes zu sagen, aber ruht Euch nicht auf den hart erarbeiteten Lorbeeren anderer aus. Gebt Credits!

 


Vorschaubild von Ben_Kerckx auf Pixabay


Kommentar schreiben

Kommentare: 0